Er wird zum Zielpunkt der Angriffe der Hölle

26 Oktober 2020
Die Reliquie des Königs wird auch im Symbol des Eucharistischen Kongresses, dem Missionskreuz bewahrt.

Karl, Erzherzog von Österreich, wurde am 17. August 1887 auf Schloss Persenbeug in
Niederösterreich geboren. Sein Vater, Erzherzog Otto, war der Neffe von Franz Josef; seine
Mutter Prinzessin Maria Josefa von Sachsen. Seine Mutter erzog ihn in tiefem katholischem
Glauben. Schon als kleines Kind entwickelte sich in ihm eine Empfindlichkeit für das Leiden
anderer.
Schwester Maria Vinzentia Faunland, die stigmatisierte Nonne des Ödenburger
Ursulinenklosters prophezeite, als Karl acht Jahre alt war, dass ihm viel Leid zuteilwerden
würde. Sie bat darum, „den jungen Erzherzog in Gebet zu hüllen, weil er Kaiser-König wird,
der viel leiden und zum Zielpunkt der Angriffe der Hölle wird“. Nach dem Tod Karls hat sich
aus dieser Gebetsgemeinschaft die Kaiser-Karl-Gebetsliga für den Völkerfrieden entwickelt.
Karl hat aus Liebe Prinzessin Zita von Bourbon-Parma geheiratet. Den Heiratsantrag hat er
Zita in Mariazell gemacht – sie haben sich der Heiligen Jungfrau überlassen und in ihren
Verlobungsring ließen sie gravieren: „Unter deinen Schutz und Schild fliehen wir, o heilige
Gottesmutter“. Ihr gemeinsames Lebensziel hatte Karl bei ihrer Verlobung so formuliert:
„Von nun an müssen wir einander gegenseitig in den Himmel führen!“ Sie heirateten am 21.
Oktober 1911, und bekamen acht Kinder. An seinem Sterbebett sagte der König seiner
Gemahlin: „Unendlich liebe ich dich.“

An der Erziehung ihrer Kinder – im Gegensatz zu den Bräuchen der Habsburg-Familie –
nahmen auch die Eltern aktiv teil, neben einer niveauvollen Bildung sorgten sie für eine
glückliche und liebevolle Atmosphäre für ihre Kinder. Einer der letzten Wünsche des Königs
war es, dass nach seinem Tod fünf ungarische Benediktinermönche seine Kinder erziehen.

Karl wurde am 28. Juni 1914, nach dem Tod von Franz Ferdinand, Thronfolger der
Österreich-Ungarischen Monarchie, und übernahm den kaiserlichen Thron nach dem Tod von
Franz Josef, am 21. November 1916.
Er wurde am 30. Dezember 1916. in der Matthias-Kirche zum apostolischen König von
Ungarn gekrönt. Er liebte und schätzte unser Volk von seinem Herzen und sprach Ungarisch
genauso gut wie Deutsch. Einmal sagte er: „Wenn die Ungarn über ihre Heimat sprechen,
strahlt so viel Treue aus ihren Augen.“

Karl wurde mit neunundzwanzig Jahren, im dritten Jahr des Weltkriegs Kaiser und König.
Jung und ohne Regierungserfahrungen ging er an seinem in irdischem Sinne erfolgslosen
Kreuzweg los, der aber voll von gutem Willen war. Er blickte auf seinen Beruf als Herrscher
als auf den opfervollen Weg der Befolgung von Christus; in allen seinen Taten wurde er von

der Liebe für die ihm anvertrauten Völker geleitet, er widmete ihnen sein Leben. Er vertritt
die Meinung, dass die heiligste Verpflichtung eines Herrschers es sei, den Frieden
wiederherzustellen. Von Anfang an wollte er seine Völker aus dem sinnlosen Krieg
hinausführen. Er war der einzige von den führenden europäischen Politikern, der die
Bemühungen von Papst Benedikt XV. um die Aussöhnung unterstützt hatte. Seine wichtigste
Stütze in seinen Anstrengungen um den Frieden war seine Gemahlin, Zita.
Schon in seinem Manifest bei seinem Thronantritt bezeichnete er die Schaffung von Frieden
als seine größte Aufgabe: „Ich will alles tun, um die Schrecknisse und Opfer des Krieges in
ehester Frist zu bannen, die schwervermißten Segnungen des Friedens meinen Völkern
zurückzugewinnen...”

„König Karl war der einzige ehrenwerte Mensch, der während des Krieges eine
Führungsrolle innehatte, aber man hörte ihm nicht zu. […] Er wollte wahrhaftig den Frieden
und genau deswegen hasste ihn die ganze Welt.“ (Anatole France)

„Alles andere als nur eine Ungerechtigkeit. Dies ist das christliche Gewissen auf dem Thron.
Seine Verabscheuung des Krieges und seine leidenschaftliche Bemühung zur
Wiederherstellung des Friedens waren nicht ausschließlich durch politische Einsicht genährt,
sondern auch von der heißen Menschenliebe, deren Quelle bei ihm die Gottesliebe war.“
(Albert Apponyi)
„Er hat seine ganze Kraft der Schaffung des Friedens gewidmet, und nahm dafür auch
Angriffe und Unverständnis in Kauf. Deswegen ist er auch heutzutage ein Beispiel für uns,
dem wir folgen sollten, und den wir um Fürbitte um den Frieden der Menschheit bitten
können.“ (Papst Benedikt XVI.)

Das Ziel von Karl war die Schaffung eines demokratischeren und sozial gerechteren Reiches,
wo die wahre Stütze des Throns die Liebe der Völker und ihre Zufriedenheit darstellten. Trotz
der äußerst schwierigen Lage startete er eine weitreichende und beispielhafte soziale
Gesetzgebung. Die neunzehn Gerichte der Krönungsmahls schickte er am Abend der Krönung
in die Kriegskrankenhäuser von Budapest, und die jeweils fünfzigtausend Gold, das er und
seine Gemahlin von der ungarischen Nationalversammlung bekommen haben, verwendeten
sie für soziale Zwecke, für die Unterstützung von Kriegerwitwen und Kriegswaisen. Seine
soziale Empfindlichkeit zeigt sich auch darin, dass er als erster in der Welt ein Ministerium
für Volkswohlfahrt ins Leben gerufen hat, zuerst in Österreich, dann in Ungarn, in 1917. Er
übte seine Macht als Herrscher aufgrund der Doktrin der Kirche über die soziale
Gerechtigkeit aus.
Sein ganzes Leben wurde von Pflichtbewusstsein und Verantwortungsbewusstsein geprägt.
Selbstbeherrschung war äußerst wichtig für ihn, wie er sagte, „dies ist das schwerste
Herrschen“. Von Kind auf schaute er auf die Eucharistie mit besonderer Achtung. Wo auch
immer er lebte, gab es an seinem Wohnort eine private Kapelle, wo die Eucharistie
aufbewahrt wurde. Nachts betete er oft in stiller Einsamkeit beim Licht des Ewiglichts.

„Eine Sache konnte man bei ihm als Herrscher bemängeln; seine zu große, allgemeine
menschliche Güte, die nicht die alles verzeihende Güte war, sondern eine anspruchsvolle,
vertrauliche Güte.“ (Die Erinnerung an König Karl durch einen seiner Kollegen)

Am Ende des Krieges machte es das Verhalten von Karl IV. möglich, dass in Österreich der
Übergang in eine neue gesellschaftliche Ordnung ohne weiteres Blutvergießen und
Bürgerkrieg, friedlich vor sich ging. Dennoch wurde er von seiner Heimat vertrieben.

Er hat es zweimal versucht, als apostolischer König in unser Land zurückzukehren, der ein
Eid für den Dienst abgelegt hat, den er von Gott bekommen hatte. Auch Papst Benedikt XV.
ermutigte ihn zur Rückkehr nach Ungarn und bat ihn darum, die Kirche zu schützen, weil
vom Osten eine Gefahr auf Europa lauert, die die Kirche leicht wieder in Katakomben
drängen, und die Völker in Willkürherrschaft stürzen kann.
„Sollte ich einmal nach Ungarn zurückkehren, so werde ich es sicher nicht aus Herrschsucht
tun. Ich habe bis jetzt eine Dornenkrone getragen und es ist eine Dornenkrone, die Ungarn
mir zurückgeben kann. Mein Krönungseid hat für mich immer bedeutet, dass der König und
die Nation in Blüte und Verfall gleicherweise verbunden sein müssen“

Bei seiner zweiten Rückkehr, am Ende Oktober 1921. legte er sein Schwert endgültig nieder,
um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Zusammen mit Zita wurden sie nach Tihany
gebracht, und sie haben ihre letzten Tage in Ungarn in der Benediktinerabtei verbracht.

„Zuletzt bin ich besorgt in sein Zimmer [in Tihany] getreten. Ich dachte, ich würde einen
gebrochenen König finden, der unter den schrecklichen Schlägen des erbarmungslosen
Schicksals betrübt und drangvoll ist, zu dessen Trost man kaum Worte, geschweige denn
stichhaltige Argumente finden kann. […] Der große Sturm zog nicht ohne Spuren über den
König. Seine Haare wurden weiß. An seinem Gesicht die tiefen Gräben der Sorge. Seine
Erscheinung ist feierlich ernst, wie die der stolzen Leidenden. Er ist seiner Situation völlig im
Klaren. Er erwartet keine Erklärung oder Trost, […] Dennoch vertraut und glaubt er ohne
Erschütterung: »Was auch immer ich zu erleiden habe, unser Herr Christus hat mehr
gelitten.« Eine solche Seele braucht keinen Trost. Sie erzwingt unser Erstaunen mit ihrer
wunderbaren Kraft. Am Ende seines opfervollen Lebens war das letzte Wort ganz würdig:
»Ich biete mein Leben zur Auslösung meines Volkes an. «“ (Erinnerung von Kardinal
Fürstprimas János Csernoch)
„Es enttäuscht mich, was passiert ist. Ungarn wird bitter dafür büßen, dass es auf seinen
gesalbten apostolischen König geschossen hat, der nicht nur ein gekrönter König ist, sondern
auch ein wahrhaftiger Heiliger! (László Batthyány-Strattmann nach dem zweiten
Rückkehrversuch)

Das königliche Paar hat unser Land bei Baja für immer verlassen. Das Donauschiff der
Entente brachte sie von hier aus zum Ort ihres Exils, zur Insel von Madeira. Auf der Insel im
Atlantischen Ozean lebte die königliche Familie in einem feuchten Haus in Armut. Aber Karl
hat seinen Frieden und seine Heiterkeit auch hier nicht verloren. Sein Leben wurde endgültig
zu einem ständigen, kontinuierlichen Gebet.

Unter den ungünstigen Umständen erkrankte der König im März 1922 schwer. Er nahm die
Schmerzen und Leiden hin, und bat sie als Sühne für seine Völker an. An seinem Sterbebett
verzieh er allen, die ihn verraten haben. Seine Lebensidee formulierte er am letzten Tag wie
folgt: „Meine Bestrebung war es immer und in allem, den Willen Gottes so klar wie möglich
zu erkennen und zu befolgen, so vollkommen, wie es menschlich zu erreichen nur möglich
ist.“
Er starb am 1. April 1922. Bei seiner Beerdigung sprach Bischof Antonio Manuel Pereira
Ribeiro so: „Madeira musste bis zum heutigen Tage auf ihren eigenen Heiligen warten, und
jetzt hat sie ihn gefunden. Wir haben der Mutter Erde einen Märtyrer zurückgegeben.“ Das
Grab von Karl wurde sofort zu einer Wallfahrtsstätte, er wurde von den Einwohnern von
Madeira als ein heiliger Eremit, Familienvater, als sühnender Herrscher geehrt.
Vom Todestag Karls an trug Zita nur Trauerkleidung. Sie hat ihre acht Kinder zu Glauben
und Menschlichkeit erzogen. Sie starb im Alter von 97 Jahren, am 14. März 1989. Erst nach
ihrem Tod konnte sie nach Hause kommen, und ruht in der Begräbnisstätte der Habsburger, in
der Krypte der Wiener Kapuzinerkirche.
Am 1. April 1972, am 50. Jahrestag des himmlischen Geburtstages von Karl IV. wurde der
Sarg des Königs in Anwesenheit des zuständigen kirchlichen Komitees und der Vertreter der
Familie in Madeira geöffnet; sein Körper wurde in unverdorbenem Zustand vorgefunden.
Am 12. April 2003. wurde in Anwesenheit von Papst Johannes Paul II. das Dekret verkündet,
das die heldenhafte Tugendübung und Lebensheiligkeit von König Karl anerkannte. Noch im
selben Jahr wurde die wundersame Heilung von 1960 in Brasilien, auf Fürbitte von König
Karl, am 20. Dezember durch ein päpstliches Dekret beglaubigt.
Der Heilige Papst Johannes Paul II. sprach den letzten apostolischen König am 3. Oktober
2004 selig. Seinen liturgischen Gedenktag setzte er auf den 21. Oktober. So feiert die Kirche
den seligen König nicht am Jahrestag seines Todes, sondern an dem seiner Trauung, und
macht auch so auf das beispielhafte Eheleben aufmerksam, und darauf, dass die Ehe ein
ausgezeichneter Weg der Heiligwerdung ist.

Quelle: Magyar Kurír