Deckname: Der Kleine

17 März 2021
Konstantin Szabó verkleidete sich als einer, der zu anderen zu Besuch geht, und ging mit Blumenstrauß zur Priestervorbereitung.

Konstantin Szabó, griechisch-katholischen Priester, können wir als einen der Glaubenszeugen des Kongresses im September auf der Hungexpo hören. Unser Gast aus Transkarpatien stammt an beiden Seiten aus Priesterfamilien. In 1986 wurde er heimlich geweiht.

In 1945 hat man die Tätigkeit der Kirchen auf Stalins Verordnung verunmöglicht, viele griechisch- und römisch-katholische Priester, reformierte Pfarrer kamen in sibirische Zwangsarbeitslager.

Auch auf ukrainischem Gebiet hat man unzählige kirchliche Personen belästigt. Die sowjetische Macht hat die griechisch-katholischen Priester zur Verleugnung des Papstes und zur Eingliederung in die orthodoxe Kirche gezwungen. Wenn sich jemand geweigert hat, wurde er hingerichtet, oder auf den Gulag verschleppt. Den Onkel von Konstantin Szabó, einen Priester, hat man auf offener Straße erschossen.

Gegen den Bischof Tódor Romzsa, der sich der Diktatur widersetzte, hat man innerhalb von drei Tagen zwei Attentate verübt, der zweite war fatal. Den Vater von Konstantin Szabó hat der Märtyrer-Bischof vor seinem Tod in 1947 zum Priester geweiht. Die Familie Szabó, vielen anderen Priesterfamilien ähnlich, wurde zum Feind des Regimes, sie wurden verbannt. In 1950 wurde der junge Diener der Kirche zur Zwangsarbeit verschleppt. Der Vater von Konstantin Szabó konnte nach fünf Jahren zurück nach Transkarpatien. Die Familie lebte ab 1958 in Bergsaß.

Glaube in der Glaubenslosigkeit

Die griechisch-katholische Kirche ist auf Wirkung des Gemetzels, der Bedrohungen, der Verschleppung und Hinrichtung ihrer Priester „in die Illegalität gezogen“, und funktionierte bis zur politischen Wende heimlich. Pater Konstantin erblickte die Welt in der transkarpatischen Stadt Bergsaß, in 1958. Seine Kindheit was ähnlich wie die seiner Zeitgenossen, mit einem wesentlichen Unterschied: in der Schule hat man die Jugendlichen zu Atheismus erzogen, er aber hat, insgeheim, in den eigenen vier Wänden von seinen Eltern sehr viel über Gott gehört, und hat bei Messen hinter geschlossenen Türen ministriert. Er hat das Abitur gemacht, zwei Jahre im Liniendienst in der sowjetischen Armee in Ungarn durchgemacht, und ist auf eine Handelsschule gegangen. In 1979 ist er heimgekehrt, hat geheiratet, sein ziviles Leben hat in Ungwar begonnen.

In 1982 hat er schon als Familienvater seine theologischen Studien bei dr. Elemér Ortutay begonnen, der den Märtyrer und Bischof Tódor Romzsa, den Weiher seines Vaters, gut gekannt hatte.

Konstantin Szabó hat sich so an die damaligen Jahre erinnert: „Ich bin heimlich zu ihm in den Privatunterricht gegangen, aber ich wusste nicht, wie viele von uns, und wen er noch außer mir unterrichtet. Als die Belästigungen häufiger wurden, bin ich statt meiner Notizen mit Pralinen und Blumen gegangen, als würde ich zu jemandem zu Besuch gehen, und habe mir alle möglichen Umwege erdacht, um den uns beobachtenden Geheimpolizisten auszutricksen.

Der Kelch war ein Kristallglas

Die ganze Familie ist ein riesiges Risiko eingegangen. Die Priesterfamilien wurden in den Jahrzehnten der Diktatur durch die Staatssicherheitsbehörden von nahe beobachtet.

„Es gab einen Moment, einen Bruch, wo ich sagte, ich kann nicht mehr, ich höre auf. Onkel Elemér hat mir da einen Zettel geschickt: //Kleiner – das war mein Deckname -, pass auf, dass du die Tür nicht zuschlägst, denn sie lässt sich manchmal richtig schwer öffnen.//Dieser Gedanke ist für immer mit mir geblieben“ – entsann sich später Konstantin Szabó der 4 schweren Jahre des Lernens.

Er wurde in 1986 zum Priester geweiht, wovon nur seine Mutter und seine Frau wussten, er hat es nicht mal seinen zwei älteren Geschwistern verraten. Sie haben es erst Jahre später erfahren, als er seiner kranken Mutter die Kommunion ausgeteilt hat. Seinem Vater ähnlich musste er die heilige Liturgie in den ersten Jahren zuhause durchführen, und die Ereignisse vor den Nachbarn verheimlichen.

„Ich habe ein altes Reliquientuch bekommen, habe es auf den Schreibtisch gelegt, der Kelch war ein Kristallglas, der Diskus eine Plätzchenschale. Wir haben sie in der Vitrine mit dem anderen Geschirr aufbewahrt. Den Ablauf und den Text der Liturgie habe ich in ein einfaches Heft niedergeschrieben“ – erinnerte sich Pater Konstantin.

Gott ist mit uns!

Seine erste öffentliche Liturgie durfte er in 1989 halten, zusammen mit sechszehn Priestern und zwei Bischöfen. Erst dann hat er richtig gespürt, dass er Priester ist.

„Am 13. Mai 1990, am Friedhof von Bergsaß hatte ich meine erste selbständige Liturgie, weil wir unsere Kirche erst in 1992 zurückbekommen haben. Trotzdem hat sich die Nachricht wie Lauffeuer verbreitet, dass man in Bergsaß wieder eine griechisch-katholische Messe hält, so sind selbst die aus Dade mit Bussen gekommen: wir haben hunderte zusammen gesungen „Gott ist mit uns“.

Die Aufgabe von ihm und seinen Schicksalsgenossen war es, die griechisch-katholische Kirche in Transkarpatien nach der kommunistischen Diktatur neu zu errichten. In 2003 wurde er zum Dekan ernannt, aber wegen eines Herzinfarkts musste er kündigen. Bis zu seiner Rente war er Lehrer am Theologischen Seminar des Seligen Tódor Romzsa. Das Seminar trägt den Namen des Menschen, während wessen Bischofsdaseins die Geheimnisse begonnen wurden.

Pater Konstantin macht ein Glaubenszeugnis im September auf der Hungexpo. Registriere und hör ihn dir an!


Quelle: IEK